…die Welt?!
In den letzten Monaten haben sich bei mir verschiedenste Anfragen zu meinen Arbeiten gesammelt. Zu Bildern, zu Grafiken, Fotos und auch der Beklebung meines Autos. Ich bekam Anfragen zu Kröt und Schuhuu und auch mehrere für Tattoo-Vorlagen. Nach meinen Antworten dazu habe ich leider allzuoft nie wieder etwas davon gehört. Dies beschäftigt mich zur Zeit sehr.
Habe ich etwas unpassendes geantwortet?
Waren meine Angebote zu utopisch?
Kalkuliere ich falsch?
Ist das Interesse vielleicht ein anderes?
Meine Antworten haben nie etwas ausgeschlossen, sondern beinhielten ein Angebot, welches meines Erachtens auch immer in Relation zu meinem Aufwand stand. Leider scheint es so zu sein, dass dieser bei den Anfragenden im Vorfeld nicht bedacht wurde.
“Huch, die will was dafür haben? Eine Gegenleistung?”
So kann ich zum Beispiel eine Reproduktion eines analogen Bildes nicht einfach nur zum puren Produktionspreisen raus geben. Könnte ich schon, die Frage wäre allerdings wie dies mit dem Aufwand des Erstellens der Zeichnung wie auch dem des Scannens und Aufbereitens in Verbindung gebracht werden kann. Nämlich gar nicht.
Auch kann ich nicht einfach die Erlaubnis erteilen Fotos von mir zu nutzen, ohne eine Information darüber für was eigentlich. Also auch das könnte ich. Ich könnte sie auch einfach bei flickr hochladen, dann kann sogar Yahoo sie einfach weiter verkaufen.
Wenn jemand meine Bilder verwenden möchte, steht dem nicht viel im Wege. Eine Grundinformation über Nutzungsart, Auflagen, Verbreitung etc. sollte allerdings vorab möglich sein. Ich möchte einfach wissen, wo mein Bild landet, wer es nachher sieht. Ein paar Worte dazu, dann kann man auch über alles Folgende sprechen. An sich reicht mir doch die ordentliche Nennung des Urhebers und ein Belegexemplar. So viel Aufwand sollte doch auch für den Anfragenden möglich sein, oder nicht?
Dieser Blog ist ein privates Projekt von mir. Ich bin nicht selbstständig, ich habe kein Gewerbe, nein, ich bin eine ganz normale Angestellte, die hier die Arbeiten ihrer Freizeit zeigt. Wenn ich also Aufträge annehme oder etwas in welcher Art auch immer zur Verfügung stelle, geschieht dies im Regelfall gegen Rechnung von Privat. Und auf diese Rechnung möchte ich auch etwas schreiben können.
“Alles für lau!”
Ja, das wäre nett. Gibt’s hier aber nicht. Warum?
Gute Frage. Warum schenkt mir nicht auch jemand ein Auto, nur weil er es in seiner Freizeit aufbereitet hat. Obwohl er mich gar nicht kennt. Obwohl er einen zeitlichen Aufwand hatte. Obwohl es ihn Material=Geld gekostet hat.
Komisch.
Die Crux an der Geschichte…
Und das ist es. An sich freut man sich über Rückmeldungen und diese Anfragen. Man ist ganz aufgeregt, fühlt sich ein wenig geehrt und ist stolz – und will bloß nichts Falsches antworten.
Man denkt also eine ganze Weile darüber nach, wiegelt ab, bis man sich zu einer Antwort entschliesst. In meinem Fall habe ich bisher nur einmal etwas “für umsonst” raus gegeben – und es ärgert mich immer noch. Denn nur weil jemand meine Arbeiten “sooo toll”, “wunderbar”, “unglaublich” findet – die meisten Anfragen kommen von Menschen, die ich nicht kenne, noch nie gesehen oder gesprochen habe. Nur wenige beschreiben zumindest wer sie sind und für was sie meine Arbeiten brauchen oder möchten.
Damit, dass sie bisher zu 99% auch nicht auf meine Antworten reagiert haben, beweisen sie mir noch dazu, dass ihr Interesse nicht ausreichte um weiter mit mir in Kontakt zu bleiben. So toll kann meine Arbeit also doch nicht sein oder sie haben einen anderen Weg gefunden. Sei es, dass sie die Bilder selbst ausdrucken oder Fotos einfach so aus dieser Seite kopieren und verwenden (was im Übrigen ein Verstoss gegen das Urheberrecht ist, nur so nebenbei).
Besonders dreist sind Anfragen von Firmen, die meine Bilder als Vorlagen für ihre Artikel wünschen. Mein Glücksschwein auf Pralinen – das wäre im wahrsten Sinne echt süß – aber zumindest eine schokoladige Entschädigung könnte man für die Nutzungsrechte doch anbieten. Mein Fliegenpilz auf Stoffen, als Applikation auf Kindersachen, die im Internet verkauft werden – eine schöne Vorstellung – aber meine Motive kostenlos zur Nutzung bereit stellen, wenn der andere damit Geld verdient? Ich denke, nicht nur ich kann darüber nur den Kopf schütteln.
Das Ganze ist gerade ein ganz großes Grummeln in meinem Bauch an. Zum einen gibt es genug Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit diesen Dingen wie ich sie in meiner Freizeit mache, verdienen. Mit diesen möchte ich, nein, will ich nicht in Konkurrenz stehen indem ich meine Arbeiten “für umme” verteile und damit -irgendwie- den bestehenden Markt untergraben, kaputt machen.
Zum anderen möchte –besser– erwarte ich für meine Arbeiten nicht nur den Respekt am Ergebnis, sondern auch den an meinen Aufwand, meiner Zeit, meinem Wissen und Können.
Ich denke, da geht es vielen anderen ähnlich, egal ob nun Künstler, Texter, Bastler, Näher, Stricker, sonst wie Handwerker…
Keiner möchte seine Waren und sein Können unter dem eigenen Wert verkaufen oder gar ständig verschenken, auch wenn er davon vielleicht nicht leben muss. Versteh mich bitte niemand falsch, ich freue mich über Rückmeldungen und Anfragen, über kleine Aufträge – es macht mir auch sehr viel Spaß sie zu erarbeiten. Ich verlange dafür nicht viel, nur ein wenig Mühe vom Anfragenden und sein Verständnis dafür, dass es eben nicht nur Freebies, Kostenlos, für geschenkt, geben kann.
Wie seht Ihr das?
PS: Bisher habe ich erst zwei mal eine solche Rechnung von Privat geschrieben. Ratet warum!
Allerdings habe ich natürlich schon verschiedene Aufträge angenommen. Im weiteren Bekanntenkreis. Im Austausch gegen Naturalien, Eine-Hand-wäscht-die-andere-Angebote oder Gutscheine. Das finde ich auch in Ordnung. Es geht um die Wertschätzung!
PPS: Ich warte noch auf zwei der oben beschriebnen Belegexemplare zu meinen Fotos die für Magazine genutzt werden sollten. Seit vier Monaten. Trotz Nachfrage keine Rückmeldung. Komisch, dass mir da der Spaß daran vergeht.
PPPS: Im Übrigen arbeite ich daran, meine Stellung in Zukunft etwas zu ändern. Sei es, dass ich vielleicht einen Nebenerwerb anmelde und meine Arbeiten über verschiedene online-Systeme anbiete… Da ist aber noch nichts spruchreif.
PPPPS: Dieser Text entstand ohne Konzept, aus dem Bauch raus, weil es mal raus muss!
Julia meint
Sehr gut geschrieben!
Du sprichst mir aus der Seele. Und vielen der Kollegen mit Sicherheit auch. Die Anfragen kommen tatsächlich oft und verstummen dann, wenn es um die Preise geht. “Das ist doch bloß eine Zeichnung.” “Du zeichnest doch sowieso die ganze Zeit…” Ja, genau. Und auf fiverr gibt es Künstler, die für 5$ alles mögliche machen. Genauso auf Etsy.
Ich befürworte deinen Text zu 100% und finde es gut, dass du einen Nebenerwerb anfangen willst. Damit habe ich auch angefangen und inzwischen ist es mein Hauptgeschäft (aber das ist eine andere Geschichte).
Ähnliche Gespräche hat man auch bei Logos. “Aber das Logo muss ja nur ganz klein sein”… Dass die Größe einer Vectordatei egal ist, scheinen viele nicht zu verstehen. Kreative müssen sich langsam wirklich mal durchsetzen und das Geld bekommen, das sie verdienen, denn sie leisten so viel, was andere nicht können, weil man eben nicht alles so einfach “pauken” kann wie so manches Fach in der Uni. Aber wem sage ich das… ^^
Alles Liebe,
Julia
Leo meint
Auch hier für Danke Julia, ich hatte beim Veröffentlichen etwas Bammel vor dem ersten Kommentar gehabt. War unnötig 🙂
Ich arbeite nun schon 15 Jahre “in der Werbung” und neben dem “immer alles schon gestern” hat sich vor allem preislich in der Zeit viel getan. Leider nicht alles im positiven Sinn. Anstatt aber bei Runterreiten der Preise mit zu machen, finde ich es sehr wichtig seinen (potenziellen) Kunden und Auftraggebern, das alles zu kommunizieren. Auch Gestaltung ist Handwerk. Nur unser Werkzeug ist etwas anders als beim Schreiner, Dachdecker… Was es für viele ungreifbar macht.